Mälzerei Wildegg
Mälzerei Wildegg
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EINREICHUNG Nr. 445
Die Schweizer Mälzerei ist eine neue Gewerbehalle in Wildegg (AG). Ziel der Produktion ist es, in der Schweiz lokal angebaute Braugerste auch wieder in der Schweiz in Malz – Grundzutat z.B. für Brauereien - verarbeiten zu können. Bisher wurde das in Schweizer Bieren genutzte Malz fast ausschliesslich im Ausland produziert. Es ist somit die erste grössere industrielle Mälzerei in der Schweiz.
Von Anfang wünschte der Bauherr, dass diese Halle nachhaltig und in regionalem Holz gebaut werden soll. Das äussere Erscheinungsbild des Projekts ist geprägt von einer verkohlten Holzlattenschalung, welche in Anlehnung an die Anordnung der Körner einer Gerstenähre im vertikalen Fischgratmuster angebracht wurden.
Das Gebäude ist ein Rechteck von 42x23m und 9m hoch. Diese Masse wurden um die für die Produktion benutzten Maschinen massgeschneidert. Im Innenraum sind einzig der Brennerraum sowie eine kleine Garderobe/WC (1 fester Angestellter) von der Produktions- und Lagerhalle abgetrennt.
Texte Davos Kriterien (Selbstevaluation)
Gouvernanz
Der Bauherr hat gleich zu Beginn des Projekts den Architekten und den Holzbauer lokal gewählt und direkt beauftragt. Auch die weiteren ausführenden Unternehmer waren fast ausschliesslich aus dem Aargau. Dies hat zu einem äusserst effizienten Planungsprozess und einen kurzen Projektabwicklung geführt.
Funktionalität
Die Geometrie der Halle ist auf die Maschinen abgestimmt. Die grossen Fenster sowie einige Dachfenster fluten die Halle mit natürlichem Licht. In die weniger prominenten Fassaden eingelassene Lüftungsklappen und öffenbare Dachluken ermöglichen eine natürliche Belüftung der leicht gedämmten (200mm Zelulosefasern), aber ungeheizten Halle. Die Installation von Storen bei den nach Süden gerichteten Fenster wurde geplant, erwies sich im Betrieb aber trotz hoher Aussentemperaturen als unnötig.
Umwelt
Für das Skelett und die Fassade wurde im benachbarten Wald 500 Fichten gefällt und in lokalen Unternehmen verarbeitet. Dieses Holz (teilweise Käferholz) hat somit vom Wald bis zum Bau gerade 68km hinterlegt. Es kamen vorzugsweise Holz-Holz-Verbindungen zum Einsatz, um bei einem allfälligen späteren Rückbau die Kaskadennutzung zu vereinfachen.
Die relativ grossen Vordächer so wie die Verkohlung der Falzschalung schützen die Holzfassade ohne den Einsatz von Chemikalien.
Wirtschaft
Die verschraubte (statt genagelte) Holzfassade erlaubt den wiederholten Ersatz der Schalung.
Das mit einer PV-Anlage bestückte Flachdach liefert 50% des Strombedarf der Produktion.
Wie schon ursprünglich geplant soll der Gasbrenner, welcher aktuell die Hitze fürs Darren produziert, durch den sich aktuell im Bau befindlichen Nachbarsprojekt (selber Bauherr, gleiche ursprüngliche Parzelle), eine Waldholzabfall verarbeitende Pyrolyseanlage, welche u.a. Hitze abgibt, abgelöst werden.
Vielfalt
Zu diesem Kriterium wurden keine Angaben gemacht.
Kontext
Die Mälzerei wurde bis spät im Planungsprozess ohne festgelegten Ort für die Erstellung geplant. Sie ist die Antwort auf die anfängliche Aufgabenstellung des Bauherrn - einer Holzhalle für diese Produktionsanlage ‘auf einer generischen flachen Parzelle in der Region Lenzburg‘. Als industrielle Verarbeitungsanlage eines landwirtschaftlichen Gutes ist das Gebäudevolumen rational-modern, die Fassdengestaltung, Farbigkeit und Materialität jedoch von einem rohen, naturgebunden Ausdruck geprägt.
Genius Loci
Zu diesem Kriterium wurden keine Angaben gemacht.
Schönheit
Die Fassade ist als diskret-elegant Blickfang geplant. Die grossen Fassdenflächen aus verkohlten Latten werden durch das vertikal angeordnete Fischgratmuster je nach Lichteinfall in hell-dunkel Streifen unterteilt. Grosse, ins Fassdadenmuster integrierte Fenster leiten den Blick der Passanten (u.a. Zuglinie Aarau-Brugg, Kantonsstrasse) auf die metallisch glänzende Produktionanlage.
Eigenschaften
Ort
Wildegg
Baukategorie (SIA 102)
Industrie und Gewerbe
Art der Aufgabe
Neubau
Art des Verfahrens
Direktauftrag
Baukosten in CHF (SIA 416)
2'300'000
Geschossfläche in m² (SIA 416)
930
Planung
2020 → 2021
Fertigstellung
2021 → 2021
Inbetriebnahme
2021
Projektbeteiligte