Ärztezentrum Grenchen
Ärztezentrum Grenchen
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EINREICHUNG Nr. 465
Wir wurden mit dem Gesamtumbau des alten Bundesbaus für Wohnungswesen in Grenchen, BJ 1995, im Direktauftrag betraut, um aus dem Bürobau ein medizinisches Kompetenzzentrum über fünf Stockwerke zu realisieren.

Als Innenarchitekten war die Herausforderung, die für einen Gesundheitsbau wichtige Gebäudetechnik in den Räumen zu installieren. Es gab im alten Bürogebäude von 1995 nur in der Kernzone jeweils drei Nasszellen mit dem Treppenhaus und Lift. Die Radiatoren an den Fenstern wurden mittels einer Ringleitung über zwei Steigzonen erschlossen. Das Gebäude hatte keine Klimatisierung. Wir mussten in das bestehende Gebäude mit seinem vorhandenen Fenster eine neue Raumstruktur für medizinisch genutzten Räume entwickeln, das über alle Geschosse kompatibel ist und in denen die Schmutzwasser-, Kalt- und Wasserverteilungssystem verlegt werden konnten.
Texte Davos Kriterien (Selbstevaluation)
Gouvernanz
Im Januar 2020 hat sich ein lokal ansässiger Arzt mit der Idee an seine Freunde gewandt, ein Kompetenzzentrum für die medizinische Grundversorgung in der Stadt Grenchen zu errichten. Das für den Umbau infrage kommende leer stehend Gebäude vom Bundesamt für Wohnungswesen stand seit 2019 zum Verkauf. Wir wurden vom Arzt vor dem Kauf für eine detaillierte Machbarkeitsstudie beauftragt, um die Voraussetzungen und Kosten für die Umwandlung des Gebäudes in ein Ärztehaus zu ermitteln.
Funktionalität
Das uns in Auftrag gegebene Gebäude hatte eine gute Fenster Anordnung, die es ermöglichte, mit einer neuen medizinischen Raumstruktur die von uns geforderten Grundrisse zu planen. In der neuen Raumorganisation konnte die vertikale sanitäre Erschliessung realisiert werden.
Umwelt
Die Bausubstanz des Gebäudes war in hervorragendem Zustand, sodass es als Standort für medizinische Einrichtungen umgenutzt werden konnte. Jedoch war es notwendig, die Innenräume an die neuen Anforderungen einer medizinischen Institution anzupassen. Die gesamte Aussenfassade, inklusive Fenster und Lamellenstoren, wurde aus dem Bestand übernommen und wo nötig repariert und gereinigt. Alle Stockwerke wurden auf die tragende Struktur zurückgebaut.
Wirtschaft
Das Dach des Gebäudes wurde durch den Einsatz der neuen Photovoltaik-Anlage saniert und zusätzlich isoliert. Die PV-Anlage versorgt die Speicher der bestehenden Lüftungsanlage und die neue Wärme- und Kältepumpe mit Energie. Die PV-Anlage ist sinnvoll eingesetzt, da der am Tag produzierte Strom direkt im Haus während Arbeitszeiten verwendet wird. Dadurch wird eine Eigennutzung bis zu 60% erreicht. Die bestehende Regenwasseranlage wurde erweitert und alle WC-Anlagen wurden daran angeschlossen.
Vielfalt
Im Ärztezentrum soll dank räumlicher Nähe zu Berufskollegen der interdisziplinäre Fachaustausch gelebt werden können. Der Weg vom Grundversorger zum Spezialisten soll so kurz und unkompliziert wie möglich sein. Gemeinsame Aufenthalts- und Schulungsräume sollen zudem den spontanen, kollegialen Umgang fördern. Für die Patienten wurde ein Haus geschaffen, in welchem sie in vielen verschiedenen Disziplinen versorgt werden können.
Kontext
Das Gebäude mit der Metallfassade ist zeitlos und musste von uns nach 35 Jahren nutzen nur gereinigt werden. Der Treppenkern mit seinem Glaslift wurde mit allen Materialien übernommen und mit einer neuen Signaletik versehen. Durch die durchgehende Gestaltung der Räume mit den Bodenbelägen, der abgehängten Akustik-Kühl-Wärmedecke und der LED-Beleuchtung verbinden wir die Praxen gestalterisch miteinander und erhalten eine Typologie und Materialität über alle Stockwerke.
Genius Loci
Den drei privaten Investoren war es wichtig, dass das bestehende Gebäude in seiner Hülle so weit wie möglich erhalten bleibt. Das Gebäude habe durch sein Alter (Baujahr 1995) seinen Platz im Stadtkern verdient. Im Weiteren wünschte die Bauherrschaft, dass für den gesamten Umbau örtliche Unternehmer verpflichtet werden, um eine lokale Wertschöpfung zu ermöglichen.
Schönheit
Die einzelnen Praxen bekamen ihre eigene neue Identität mit optimierten Betriebsabläufen und einer zeitgemässen Innenarchitektur. Gestaltet wurde ein Ort, an dem sich Mitarbeiter und Patienten wohlfühlen. Das Beleuchtungskonzept unterstützt die Farbwelt der Innenräume und hilft der Sicherheit im medizinischen Alltag. Die verwendeten Materialien sind langlebig und entsprechen den hygienischen Anforderungen im Gesundheitswesen.
Eigenschaften
Ort
Grenchen
Baukategorie (SIA 102)
Fürsorge und Gesundheit
Art der Aufgabe
Umnutzung
Art des Verfahrens
Direktauftrag
Baukosten in CHF (SIA 416)
7'360'000
Geschossfläche in m² (SIA 416)
2'307
Planung
2021 → 2022
Fertigstellung
2022 → 2023
Inbetriebnahme
2023
Projektbeteiligte
Bauingenieurwesen
HLKS-Planung
HLKS-Planung
Innenarchitektur
Baumanagement
Signaletik
Lichtplanung
Elektroplanung
Fotografie
Projektleitung
Farbgestaltung