Umnutzung «Wohnen im ehemaligen Weinlager», Basel
Umnutzung «Wohnen im ehemaligen Weinlager», Basel
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EINREICHUNG Nr. 275
Die mächtigen Pilzstützen des ehemaligen Weinlagers sind die prägnantesten Elemente des Bestandes und bilden den Ausgangspunkt des Projekts. Um ihre Wirkung trotz der neuen Nutzung erlebbar zu behalten, werden sie in verschiedener Weise freigespielt und in Szene gesetzt. So bilden die Stützen auch den Ausgangspunkt für die innere Organisation des Hauses: Entlang der Stützensequenzen der beiden ‚Rues intérieures’ (inneren Strassen) entsteht gewissermassen eine Stadt im Haus. Die inneren Strassen erschliessen nicht nur die Treppenhäuser und Waschküchen - sie ermöglichen auch eine Vielfalt an Wohnungstypologien für alle Generationen und Lebensformen. Im Hochparterre öffnet sich die innere Strasse in die Eingangshallen und vernetzt die häusliche Sphäre mit der städtischen - an den viel mehr zur Stadt adressierten Gebäudeköpfen liegen die Gewerberäume und das Café. Seinen oberen Abschluss findet das Wegenetz im Gemeinschaftsraum und der kollektiven Dachterrasse.
Texte Davos Kriterien (Selbstevaluation)
Gouvernanz
Die 1996 gegründete Stiftung Habitat setzt sich als gemeinnützige Wohnbauträgerin in Basel für bezahlbares Wohnen in einem lebenswerten, vielfältigen Umfeld mit Begegnungs- und Arbeitsorten ein. 2013 erwarb sie von der Coop Genossenschaft ihren Standort Lysbüchel und entwickelte dort den Stadtteil Lysbüchel Süd. Die Umnutzung des Weinlagers ist also Teil einer nachhaltigen Quartiersentwicklung durch eine verantwortungsvoll agierende Trägerin.
Funktionalität
Die Eingriffe in die bestehende Bausubstanz wurden sorgfältig geplant, so dass trotz der Orientierung des Gebäudes überall im Haus gut gewohnt werden kann. Durch die Rückschnitte der Fassaden fällt viel Licht in die Räume und es gibt Platz für die neuen Balkonschichten. Die Tragstruktur des Bestandes wurde mit rohen Holzstützen ergänzt – die Wohnungen sind aber in Leichtbauweise zwischen die Pilzstützen gestellt. Daher sind sie leicht anpassbar und antizipieren weitere zukünftige Nutzungen.
Umwelt
Neben der entwurfsbestimmenden Ausdruckskraft der bestehenden Struktur motiviert auch die ökologische Nachhaltigkeit dazu, sorgsam mit dem Bestand umzugehen. So können durch die Weiterverwendung der alten Struktur 42% graue Energie eingespart werden. Durch die Photovoltaik-Anlage und die Grundwasser-Wärmepumpe werden beim Gesamtenergieverbrauch zwei Drittel Autarkie erreicht.
Wirtschaft
Die Stiftung Habitat hat eine ganzheitliche, nachhaltige Perspektive und geht achtsam mit Menschen, Boden, Energie, Material und Kapital als Ressourcen um. Die Umnutzung des Weinlagers steht exemplarisch für eine sorgfältige Abwägung dieser Werte, da sie zeigt, wie durch Mut und Offenheit zu einer Investition in einen Umbau, der schwerer kalkulierbar als ein Neubau und dabei nicht kostengünstiger ist, ein langfristiger Mehrwert entstehen kann.
Vielfalt
Im ehemaligen Weinlager ist mit seiner Umnutzung gewissermassen eine Stadt im Haus entstanden: Die entstandenen inneren Strassen erschliessen nicht nur die Treppenhäuser, die gemeinschaftlich genutzten Räume und die Waschküchen - sie ermöglichen vor allem auch eine Vielfalt an Wohnungstypologien für alle Generationen und Lebensformen. Ihre lichtdurchfluteten, spannenden Räume laden die Bewohnerschaft zum alltäglichen, beiläufigen Austausch ein.
Kontext
Die Umnutzung des Weinlagers bezieht sich zuallererst auf den Bestand. Seine mächtigen Pilzstützen erzählen auf eindrückliche Weise die Geschichte des Hauses. Sie sind die prägnantesten Elemente des Bestandes und bildeten daher den wichtigsten Ausgangspunkt des Entwurfs. Sowohl in den Wohnungen als auch in den gemeinschaftlichen Bereichen des Hauses werden sie freigespielt und inszeniert. Aber auch im äusseren Ausdruck verweist die Umnutzung auf die „früheren Leben“ des ehemaligen Weinlagers.
Genius Loci
Genau weil die Umnutzung des Weinlagers sich so stark auf die vorhandenen Qualitäten bezieht, schafft sie es, Räume mit einer starken Identität zu schaffen. Aber sie wird auch dem neuen Wesen des Quartiers als Wohnort gerecht. Das Haus öffnet sich im Erdgeschoss mit einem Café und Ateliers zum Quartier und die längsseitige filigrane Stahlkonstruktion der Balkone verweist zwar einerseits auf die Geschichte des Hauses, sie gibt dem Haus aber vor allem auch den Charakter eines Wohnhauses.
Schönheit
Die Umnutzung des Weinlagers zeigt, wie sich ein Umdenken im Sinne wesentlicher Werte unserer Zeit in Architektur manifestieren kann. Sie zeigt aber auch, dass ökologische Nachhaltigkeit nicht generisch gedacht werden sollte, sondern immer die Spezifität eines Ortes berücksichtigen muss, damit gute Architektur entstehen kann und welches ästhetische Potential eine gelungene Symbiose aus Neu und Alt entfalten kann.
Eigenschaften
Ort
Weinlagerstrasse 11, 4056 Basel
Baukategorie (SIA 102)
Wohnen
Art der Aufgabe
Umnutzung
Art des Verfahrens
Wettbewerb
Beschaffungsform
Selektives Verfahren
Baukosten in CHF (SIA 416)
Keine Angabe auf Wunsch der Bauherrschaft
Geschossfläche in m² (SIA 416)
11'100
Planung
2018 → 2022
Fertigstellung
2023 → 2023
Inbetriebnahme
2023
Projektbeteiligte
Bauherrschaft
Landschaftsarchitektur
Bauingenieurwesen
Bauingenieurwesen
Baumanagement
Bauphysik
Akustikplanung
Andere
Andere
Elektroplanung
Andere
Signaletik
Andere
Archfarbe, Andrea Burkhard