Haus in Muttenz
Haus in Muttenz
020
EINREICHUNG Nr. 276
Das Haus in Muttenz steht für einen rücksichtsvollen Ansatz der Nachverdichtung. Statt Ausnützungsreserven zu erschöpfen, wurde ein Ergänzungsbau gewählt, der den Bestand erhält und Erweiterungen ermöglicht. Geteilte Aussenräume fördern die Gemeinschaft. Die Grundrissgestaltung orientiert sich an einer traditionellen Wohnhaustypologie und schafft eine robuste Grundlage für Langlebigkeit. Der Holzbau aus CLT-Platten leistet einen Beitrag zu einer nachhaltigen Bauweise und setzt auf einen Low-Tec-Ansatz mit natürlicher Belüftung. Das Haus greift die Tradition der Mischbauweise des Schweizer Mittellands auf, knüpft an die historische Dorfarchitektur in Muttenz an und integriert sich ins Einfamilienhausquartier. Ein einheitliches Konstruktionsprinzip, betont durch wenige, durchgängig verwendete Materialien schöpft seine Stärke in der Einfachheit. Die präzise Beziehung von Innen- und Außenraum schafft eine atmosphärische Dichte und eine hohe Wohnqualität im Alltag.
Texte Davos Kriterien (Selbstevaluation)
Gouvernanz
Das Haus in Muttenz entstand im Kontext der Nachverdichtung in einem Einfamilienhausquariter. Ausgangslage war ein Grundstück mit einem Einfamilienhaus und zwei Familien. Anstatt die Ausnützungsreserve für einen Ersatzneubau für zwei Parteien zu nutzen, führte eine
nachhaltigkeitsorientierte Bedürfnisklärung zu einer schonenderen Lösung. Ein Ergänzungsbau ermöglicht den Erhalt des Bestandes mit der Möglichkeit einer späteren Erweiterung. Die Aussenräume werden gemeinsam genutzt.
Funktionalität
Als Grundlage für den Ergänzungsbau dient eine einfache und alte Grundrisstypologie, wie sie z.B. in Wohnteilen von alten Schweizer Bauernhäusern anzutreffen ist. Im Erdgeschoss ordnet eine Vierteilung Eingang, Küche, Ess- und Wohnzimmer. Die Schlafzimmer befinden sich im Obergeschoss. Die lange Geschichte dieser Gebäudetypologie knüpft an die Schweizer Baukultur an und gewährleistet eine robuste Struktur für eine langlebige Nutzung.
Umwelt
Der Holzbau aus CLT-Platten hat einen hohen Handprint und dient als CO2-Speicher. Der Verzicht eines Untergeschosses minimiert den Stahlbeton auf die aussengedämmte Bodenplatte und stellt zusammen mit den CLT-Platten die Speichermasse. Im Betrieb ermöglichen diese einen Low-Tec-Ansatz - natürliche Belüftung und sommerliche Nachtauskühlung. Die grossen Südfenster sind durch Vordach und Pergola geschützt, im Sommer wird dadurch Überhitzung vermieden und im Winter ein Wärmeeintrag ermöglicht.
Wirtschaft
Um einen ressourcenschonenden Umgang mit dem Boden zu garantieren, wurde bei der Nachverdichtung auf ein gut austariertes Verhältnis von Wohnraum zu qualitätsvollen Aussenräumen geachtet ohne die maximale Ausnützung anzustreben. Die Gebäudegrösse ist auf langfristige Nutzung und nachhaltige Immobilienbewirtschaftung ausgelegt. Durch eine Etappierung der Investitionen z.B. späteres nachrüsten mit PV-Anlage konnten bei der Erstellung hochwertige und nachhaltige Materialien verwendet werden.
Vielfalt
Die gemeinsame Nutzung der Aussenräume stellt eine Form der Nachverdichtung dar, die auf Gemeinschaft setzt. Die, im Einfamilienhausquartier verbreitete, Handhabung von individuellen und abgegrenzten Aussenräumen wurde zugunsten der Gemeinschaftspflege und qualitätsvoller Aussenräume aufgeweicht.Dies sichert nicht nur hohe Wohnqualität im Alltag, sondern betont auch die Verpflichtung zur Umwelt und zukünftigen Generationen gegenüber.
Kontext
Das Haus in Muttenz greift die Tradition der Mischbauweise im Schweizer Mittelland auf. Der Holzbau nimmt mit der mineralische Hülle und den sichtbaren Holzdetails Bezug zur lokalen Architektur im historischen Dorfkern. Das baukulturelle Erbe aus dem Dorfkern wird im Haus in Muttenz in einem freistehenden zeitgenössischen Einfamilienhaus übersetzt. Dabei reiht sich das Gebäude in seiner Körnung in die umliegende Quartierstruktur ein und bildet mit dem Bestandsbau ein Ensemble.
Genius Loci
Der historische Dorfkern in Muttenz dient als identitätsstiftendes Monument. Verputzte Häuser, Giebeldächer, Holzlauben, Vordächer aus einfachen Holzkonstruktionen und Holzfenster prägen diese Architektur. Das Haus in Muttenz bezieht sich auf diese lokale Bautradition und ist typologisch in einen grösseren Zeithorizont eingebettet. Die sorgfältige Materialwahl verleiht dem Haus eine sinnliche Präsenz im Quartier und verwurzelt es in der Seele des Ortes.
Schönheit
Die Schönheit des Hauses in Muttenz liegt in der Einfachheit und der einheitlichen Gesamtwirkung. Die sinnliche Materialwahl wird gestärkt durch eine Reduktion auf wenige Materialien, die durchgängig eingesetzt werden und deren phänomenologische Wirkung zur Wohnlichkeit beitragen. Das einheitliche Konstruktionsprinzip und der sichtbare Rohbau im Innenraum schöpfen ihre Kraft in der Einfachheit und geben Raum für die atmosphärische Beziehung zwischen Innen- und Aussenraum.
Eigenschaften
Ort
4132 Muttenz
Baukategorie (SIA 102)
Wohnen
Art der Aufgabe
Neubau
Art des Verfahrens
Direktauftrag
Baukosten in CHF (SIA 416)
870'304.00 (BKP 1-9)
Geschossfläche in m² (SIA 416)
203.2
Planung
2020 → 2021
Fertigstellung
2021 → 2022
Inbetriebnahme
2022
Projektbeteiligte
Architektur
Bauingenieurwesen
Landschaftsarchitektur
HLKS-Planung
Reiner Daniel Haustechnik GmbH