Energetische Sanierung Telli B&C, Aarau
Energetische Sanierung Telli B&C, Aarau
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EINREICHUNG Nr. 279
Zur «Wohnüberbauung Telli» hält der Kunstführer durch die Schweiz fest: «In Etappen erbaut 1972-74, 1979-81 und 1987-91, von Marti & Kast sowie Aeschbach & Felber. Vier im Grundriss leicht geknickte, gestufte Scheibenhochhäuser mit 1258 Wohnungen. Eines der seltenen Deutschschweizer Beispiele für eine Stadterweiterung in der Art franz. grands ensembles.» In der «Stadtentwicklung Aarau» ist präzisierend festgehalten: «Die gestalterische Idee, die Wohnungen zu stapeln, um die parkartige Grünfläche freizuhalten, das Erdgeschoss als Arkade mit Atelier- und Ladenräumen auszubilden und den Autoverkehr unter die Wohnzeilen zu verlegen, hat ein Ziel: das stadtnahe Wohnen im Grünen.“

Unter der Leitung von Meili, Peter & Partner Architekten AG wurden die 581 Wohnungen der Zeilen B und C in bewohntem Zustand ertüchtigt und an heutige Wohnbedürfnisse angepasst.
Texte Davos Kriterien (Selbstevaluation)
Gouvernanz
Die Ziele der Eigentümerin Axa waren bestimmt durch die langfristige Werterhaltung der Wohnungen, die architektonische Qualität und die drängende energetische Sanierung. Die Absicht, dabei die gewachsenen Sozialstrukturen in der Mieterschaft zu stabilisieren, bedingte eine Sanierung im bewohnten Zustand. Zusätzlich wurden die Bewohner bei der Gestaltung der Parkanlage sowie halböffentlichen Nutzungen – insbesondere dem TelliTreff – mittels Partizipationsverfahren aktiv in die Planung einbezogen.
Funktionalität
Im Zuge der energetischen Sanierung wurde auch der Gebrauchswert gesteigert. Sämtliche Balkonelemente der Westfassade wurden mit einem Betonelementsystembau grösserer Tiefe ersetzt. Weiter sind die veränderten und teilweise erweiterten Attikawohnungen Patio-artig in die horizontalen Zerklüftungen der Dachaufbauten eingefügt und lassen, quer zum dominierenden Ost-West orientierten Schottensystem, offene und neue Raumbeziehungen zu den Terrassen sowie diagonale Durchblicke entstehen.
Umwelt
Gezielte Massnahmen an der Gebäudehülle und der Anschluss an das Fernwärmenetz ermöglichten den Erhalt der markanten Beton-Treppentürme sowie das Konzept der freien Fensterlüftung bei gleichzeitig minimalen, technischen Installationen. Weitere Kriterien umfassten den Park mit seinen vielfältigen und naturnahen Lebensräumen für Tiere, die unterirdische Erschliessung des Individualverkehrs sowie eine Vielfalt an Wohnungstypen und die ausserordentlich gute Anbindung an die städtische Infrastruktur.
Wirtschaft
Gezielte und sorgfältig überlegte Eingriffe, eine Planung, die sich die grosse Anzahl an wiederkehrenden Standardfällen zunutze macht sowie ein langfristiger Investitionshorizont sind mitunter die Grundpfeiler, auf denen der wirtschaftliche Mehrwert des Projektes gründet.
Vielfalt
Ungefähr 1/8 der aarauer Bevölkerung lebt in der Telli. Verbunden sind Sie sicherlich über die Zeit, vor allem aber über den Ort – geprägt durch Rita Illiens Rekonstruktion von Zulaufs Landschaftsentwurf der Grosssiedlung als fliessende, landschaftliche Weite mit ausladenden Grünflächen und weitläufigen Wegsystemen. Präzise darin verortet, sind Angebote für alle Altersstufen, vom Spiel- bis hin zum Tennisplatz, und nicht zuletzt – etwas abgelegen am Sengelbach – das Eventlokal TelliTreff.
Kontext
In der Zwischenzeit steht das Telli seit 2018 unter Ensembleschutz, eine kommunale Schutzzone, die festlegt: «Das geschützte Ensemble ist in seiner Struktur, Einheit und Eigenart zu erhalten. Ergänzende Neu- und Anbauten sind nur zulässig, wenn sie sich ins Ensemble einfügen.» Und als Schutzziel formuliert: «Die Bebauungs- und Freiraumstruktur sind in ihrer Qualität zu erhalten.»
Genius Loci
Die Grossüberbauung Telli ist untrennbar verbunden mit Hans Marti, der eigentlichen Leitfigur der schweizerischen Landesplanung. Wiederholt wird das Ziel formuliert, 10- bis 16 geschossige Hochhäuser als tragbar zu erachten, im Gegenzug aber Freiflächen, Parkierung und getrennte Verkehrswege zu fordern. Und dies bei Ausnützungsziffern von 1.0 und mehr. Alles kreist um die prophetische Frage, welche Städte, oder präziser, welche Landschaften werden wir bauen?
Schönheit
Insbesondere sind es die unzähligen Register einer Ästhetik des Erhabenen, welche die Grossüberbauung hervorbringt. Die Kraft der Ausdehnungen in die Höhe, die die senkrechten Flächen der Treppenhauskörper bewirken, vereinen an den Ostfassaden das Riesige mit Sukzession und Repetition gleichartiger Teile. Die Aussengestalt dieser Türme bringt urwelthafte Gewalt hervor, die an der gegenüberliegenden Seite in einen unendlichen Parallelismus horizontaler Linien umschlägt.
Eigenschaften
Ort
Delfterstrasse 21-44, 5004 Aarau
Baukategorie (SIA 102)
Wohnen
Art der Aufgabe
Sanierung
Art des Verfahrens
Direktauftrag
Baukosten in CHF (SIA 416)
über 100 Mio
Geschossfläche in m² (SIA 416)
72'465
Planung
2016 → 2023
Fertigstellung
2021 → 2023
Inbetriebnahme
2023
Projektbeteiligte
Bauherrschaft
AXA Anlagestiftung, AXA Immobilien Schweiz Gemischt
Architektur
Meili, Peter & Partner Architekten AG
Landschaftsarchitektur
Müller Illien Landschaftsarchitekten
Bauingenieurwesen
Nänny + Partner AG
HLKS-Planung
EBP Schweiz AG
Baumanagement
Drees & Sommer Schweiz AG
Bauphysik
Gartenmann Engineering AG
Elektroplanung
EBP Schweiz AG
Andere
HKG Consulting AG