Schulanlage Freilager . Eine Schule fürs Leben
Schulanlage Freilager . Eine Schule fürs Leben
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EINREICHUNG Nr. 309
Die Schulanlage Freilager in Zürich wurde von Beginn an als Ganztagsschule geplant. Das ist neu. Ab dem Schuljahr 2023/24 werden auf Basis eines Volksentscheids alle Schulen der Stadt etappenweise in Tagesschulen überführt. Hierfür braucht die Stadt architektonische Referenzprojekte wie die Schulanlage Freilager, die hohe baukulturelle und pädagogische Qualitätsstandards setzt. Mehr noch als die Zweckbestimmung von „unterrichten und unterrichtet werden“, geht es darum, wie der Lebensraum Schule baukulturell so ausgestaltet werden kann, daß Bewohnerinnen und Bewohner an fünf ganzen Tagen der Woche eine Schulumgebung vorfinden, die sie als wohnlich bezeichnen möchten. Es geht um architektonische Qualitäten eines zweiten Zuhauses, das eine überfamiliäre Gemeinschaft dazu befähigt, zusammen zu leben und zusammen zu lernen. Die Atelierschule von Thomas Fischer Architekten bietet inspirierende Räume - reich an Tageslicht und natürlich belüftet - für nachhaltige und integrative Schulkultur.
Texte Davos Kriterien (Selbstevaluation)
Gouvernanz
Die Schulanlage Freilager ist eine der ersten als Ganztagsschule konzipierten Schulbauten der Stadt Zürich. Der transdisziplinär entwickelte, innovative Entwurf einer „Atelierschule“ wurde 2016 durch eine international besetzte Fach- und Sachjury aus 112 Beiträgen ausgewählt. Dem Objektkredit 2019 hat die Stimmbevölkerung mit 84.4 % zugestimmt. Im Jahr 2022 haben sich 80.8 % der Zürcher Stimmberechtigten für die flächendeckende Einführung von Tagesschulen ab dem Schuljahr 2023/24 ausgesprochen.
Funktionalität
Viel natürliches Tageslicht, hochwertige Materialwelten aus Holz und Holzwerkstoffen dienen der Idee einer von Wohnlichkeit durchdrungenen Tagesschule. Überdurchschnittliche Raum- und Sprechakustik sowie natürliche Lüftung unterstützen qualitätsvollen Individual-, Gruppen- und Klassenunterricht. Vier Ateliercluster unterm Dach schaffen intermediäre räumliche Einheiten, in denen der soziale Alltag alters- und klassenübergreifend als Schule in der Schule erlebt wird. Das Kleine im Grossen.
Umwelt
Das Bauwerk ist Teil einer Reihe prototypischer Schulbauprojekte von Thomas Fischer, die bezüglich Tageslichtnutzung, Landflächenverbrauch und Nachhaltigkeitsbilanz hohe Umweltstandards erfüllen. Eine Schlüsselrolle spielt das transdisziplinär entwickelte hybride Hängetragwerk aus durchlaufenden Stahlfachwerkbindern in Kombination mit einem maximierten Anteil an Holzelementbau, das die Anforderungen an innovativer Pädagogik, Flexibilität, Kompaktheit und Grauenergiebilanz zur Deckung bringt.
Wirtschaft
Wirtschaften heisst Nutzen "maximieren" nicht "kürzen". Mehrwert entsteht durch Polyvalenz, Flexibilität und Adaptivität des baukulturellen Settings. Viele Räume der Atelierschule werden mehrmals am Tag durch diverse Nutzergruppen genutzt. Viel Mobiliar ist beweglich. Synergien entstehen im Zusammenspiel unterschiedlicher Raumprogrammpunkte. Das Pausenfoyer der Schule wird zur Zuschauertribüne bei einem öffentlichen Sportereignis. Der Theaterraum verwandelt sich in eine Mensa und zurück.
Vielfalt
Die Atelierschule umfasst flächenintensive Räume wie Schwimm- und Sporthallen, Mehrzweckräume und Säle für Theaterbühnen, die Musikschule, die Bibliothek und den Speisesaal. Sie verbindet große und kleine Küchen genauso wie die üblichen Klassenräume, Gruppenräume, Werkateliers und Therapieräume für alle und insbesondere für die integrierten drei heilpädagogischen Schulklassen. Unterschiedliche Akteure und Anspruchsgruppen finden achtsam zusammen unter ein Dach.
Kontext
Eigentlicher Genius Loci - weit über den Projektperimeter der Schule hinaus - ist die ca. 11.5ha grosse, weit verzweigte Grünraumstruktur innerhalb des von baulicher Transformation geprägten Stadtgevierts. Die Schulanlage Freilager verstärkt im Dialog mit dem bestehenden Quartierzentrum Bachwiesen dessen Mitte - räumlich und sozial. Durch Umwidmung von ehemals der Vereinsnutzung vorbehaltenen Familiengärten in einen für alle zugänglichen Stadtpark wird die öffentliche Teilhabe verstärkt.
Genius Loci
Mal schneeweiß, mal wolkenweiß, strahlt die Atelierschule kontrastvoll als öffentlich zugängliches Haus der Kinder in den umliegenden Grünraum und vermag der Schule als Ort kultureller, öffentlicher Zusammenkunft Unverwechselbarkeit zu geben. Das charakteristische Sheddach ist im Wechsel von Fern- und Nahwirkung durch konvexe Kannelierungen in der Gebäudehülle, dem Lichteinfall entsprechend, plastisch lebendig. Abends trägt das leuchtend transparente Erdgeschoss seine Belebtheit ins Quartier.
Schönheit
Raum- und Materialwirkungen, Tageslicht, frische Luft und akustische Qualität der Atelierschule lassen baukulturelle Schönheit als Sinnerfahrung erleben. Das Himmelslicht in den Ateliers umstreicht die Schönheit der Menschen und ihrer Gegenstände. Schönheit als Komplexität ohne Kompliziertheit. Wohnliche Werkstattatmosphäre inspiriert zu spielerisch lernender Aktivität. Die Zeichenhaftigkeit der rundbauchigen Sheddachformen wird von den Kindern intuitiv als Identifikationsmerkmal angenommen.
Eigenschaften
Ort
Flurstrasse 120, 8047 Zürich
Baukategorie (SIA 102)
Unterricht, Bildung und Forschung
Art der Aufgabe
Neubau
Art des Verfahrens
Wettbewerb
Beschaffungsform
Offenes Verfahren
Baukosten in CHF (SIA 416)
55 mio
Geschossfläche in m² (SIA 416)
9'277
Planung
2015 → 2020
Fertigstellung
2019 → 2022
Inbetriebnahme
2022
Projektbeteiligte
Architektur
Bauherrschaft
Bauingenieurwesen
Schnetzer Puskas Ingenieure, Basel
HLKS-Planung
EBP Schweiz AG
Landschaftsarchitektur
koepflipartner BSLA, Luzern
Akustikplanung
Grolimund und Partner, Aarau (AG)
Baubiologie
Christoph Lehmann Baubiologe, Rheinfelden (AG)
Baumanagement
Confirm mit Weber Hofer AG, techn. Ausführungsplanung (ZH)
Bauphysik
Grolimund und Partner, Aarau (AG)
Elektroplanung
Schmidiger Rosasco AG, Zürich (ZH)
Farbgestaltung
Farbberatung: Nadja Hutter, Zürich (ZH)
Fassadenplanung
Ediplan GmbH, Dättwil (AG)
Fotografie
Paulo dos Sousa, Porto, PT (EU)
Kosten- und Terminplanung
Confirm, Basel (BS)
Kunst am Bau
Leila Peacock, Zürich (ZH) Joëlle Flumet, Genf (GE)
Geologie/Geotechnik
Friedlipartner AG, Zürich (ZH)
Vermessung
Schenkel Vermessungen AG, Zürich (ZH)
Andere
Thermische Gebäudesimulation: AFC AG, Zürich (ZH)
Andere
Badwassertechnikplanung: Kannewischer Ingenieurbüro AG, Cham (ZG)
Andere
Schliesstechnikplanung: Sictech GmbH, Bergdietikon (AG)
Andere
Gastroplanung: Axet Gmbh, Embrach (ZH)
Andere
Brandschutzplanung: B3 Kolb AG, Winterthur (ZH)
Andere
Tiefbauarbeiten: Eberhard Bau AG, Kloten (ZH)
Betonbau
Baumeister: Estermann AG, Geuensee (LU)
Holzbau
Egli Zimmerei AG, Oberhelfenschwil (SG)
Stahlbau
Josef Meyer Stahl und Metall AG, Emmen (LU)
Andere
Bädertechnik: Bafilco AG, Winterthur (ZH)
Andere
Leuchten: Zumtobel Licht AG, Zürich (ZH)
Andere
Umluft-Klimageräte: Schär Holzbau AG, Altbüron (LU)