Ofenturm für das Zieglelei-Museum, Cham
Ofenturm für das Zieglelei-Museum, Cham
072
EINREICHUNG Nr. 369
Der Ofenturm in Cham ist das weltweit erste vorgespannte Lehmgebäude. Die vorgefertigten Wandelemente wurden auf Grundplatten aus Holz gestampft, was einerseits den Transport und die Montage vereinfacht, andererseits den zirkulären Gedanken des Baus unterstreichen. Der Turm kann auseinander- und an einem anderen Ort wieder aufgebaut werden.

Der rund zehn Meter hohe Turm wird von einer Aussichtsterrasse abgeschlossen. Die massive Holzdecke dient der Aussteifung und der Verankerung der Zugseile. Diese bleiben zwischen den Stampflehmscheiben sichtbar und machen so die Konstruktion erfahrbar. Diese hybride Bauweise kombiniert die Druckfestigkeit des Stampflehms mit der Zugfestigkeit der Stahlseile. Die Vorspannung ermöglicht es theoretisch, erdbebensichere Wände von bis zu 40 Metern Höhe zu errichten, was einem Massstabssprung im Lehmbau gleichkommt.
Texte Davos Kriterien (Selbstevaluation)
Gouvernanz
Die Schweiz verfügt über eine eigene Lehmbaukultur – die jedoch in Vergessenheit geraten ist. Der Ofenturm steht prototypisch für das Potenzial des Materials, das hinsichtlich der gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft wie Klimawandel und Ressourcenknappheit Antworten auf drängende Fragen gibt. Die Interaktion zwischen verschiedenen Disziplinen der Planung sowie zwischen Forschung und Lehre, hat zu einer innovativen Bauweise geführt.
Funktionalität
Der Ofenturm dient der Wissensvermittlung rund um das Thema Ton und Lehm. Das Gebäude selber ist ein Lehrbeispiel, im Raum finden thematische Ausstellungen statt und der Brennofen hält eine Tradition des Ortes am Leben. Die Aussichtsplattform zeigt, wie der Mensch die Umwelt verändert und prägt, etwa durch die ehemalige Tongrube, die heute ein Weiher ist.
Umwelt
Der Ofenturm ist aus Holz und Lehm gebaut, einzig das Fundament wurde vor Ort betoniert – der ganze Bau, inklusive Fundament kann zurückgebaut und anderswo wieder aufgebaut werden, respektive einzelne Teile davon für neue Gebäude verwendet werden. Der Stampflehm ist frei von Zusätzen und kann komplett rezikliert werden.
Wirtschaft
Zu diesem Kriterium wurden keine Angaben gemacht.
Vielfalt
Der Ofenturm ist Teil eines Ensembles rund um das Ziegeleimuseums in Cham. Er ist neben einem Zentrum zur Wissensvermittlung auch Aussichtsziel in der Region, eingebettet in eine geschützte Landschaft. Das Ziegeleimuseum organisiert verschiedene kulturelle Veranstaltung in und um den Turm und lädt Schulklassen zu thematischen Führungen ein.
Kontext
Der Ofenturm ist eine logische Fortsetzung des bestehenden Ensembles und fügt sich selbstverständlich in Form und Materialität in den Kontext und das gewachsene Gefüge ein. Mit seiner Höhe dient der zur Orientierung in der weitläufigen Landschaft.
Genius Loci
Der Ofenturm ist ein markantes Gebäude, das die BesucherInnen fasziniert und anzieht. Aussichtspunkte üben auf Menschen eine Faszination aus, weil sie Verortung in der Umgebung ermöglichen. Zudem leitet das Gebäude ganz selbstverständlich: Grosses Tor an der Schmalseite, langgezogener Raum, Wendeltreppe an dessen Ende. Das Material Lehm ist sehr haptisch und will berührt werden. Das Monumentale und doch Weiche des Stampflehms gehen hier eine spannende Verbindung ein.
Schönheit
Der Ofenturm ist ein schlichter, eleganter Bau, dessen schlanke Form mit der massiven Bauweise kontrastriert. Die sichtbare Konstruktion macht die Bauweise erfahrbar und gliedert den Bau in schmale Wandscheiben. Die Aus- und Durchblicke zwischen den Wandscheiben erlauben einen immer wieder anderen Blick auf die Umgebung. Zudem entstehen im Raum warme Lichtstimmungen, die im Zusammenspiel mit dem durch den Lehm gedämpften Schall eine unerwartete Behaglichkeit im grossen, hohen Raum herstellen.
Eigenschaften
Ort
Cham
Baukategorie (SIA 102)
Kultur und Geselligkeit
Art der Aufgabe
Neubau
Art des Verfahrens
Direktauftrag
Baukosten in CHF (SIA 416)
780'000
Geschossfläche in m² (SIA 416)
60
Planung
2017 → 2020
Fertigstellung
2020 → 2021
Inbetriebnahme
2021