Aufbruch statt Abbruch - Wohnen im Gebäudebestand von 1945–2000
Aufbruch statt Abbruch - Wohnen im Gebäudebestand von 1945–2000
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EINREICHUNG Nr. 432
Noch immer wird zu schnell und zu viel abgebrochen. Solche Rückbauten sind nicht nur ökologisch bedenklich, sie verdrängen im Fall von Wohnbauten auch Menschen aus Ihrem Lebensraum mit den ihnen vertrauten sozialen Strukturen.

Die Gründe für den Abbruch sind vielfältig. Nicht selten hat es mit fehlendem Wissen und dem Mangel an guten Beispielen zu tun.

Die SIA-Fachgruppe für die Erhaltung von Bauwerken (FEB) möchte diese Lücke schliessen. Mit einer Sammlung von Bauten aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die in den letzten zehn Jahren instandgesetzt, umgebaut, umgenutzt oder erweitert wurden, soll der Beweis angetreten werden, dass auch Bauten der Boomjahre eine Zukunft haben. Dabei soll ein möglichst breites Spektrum an Eingriffstiefen abgebildet und mit Kennwerten unterlegt werden, um beides zu zeigen: dass Altbauten annähernd auf Neubau-Niveau gebracht werden können, und dass es Bauherrschaften und Mietende gibt, die mit den vermeintlichen Mängeln gut leben können.
Texte Davos Kriterien (Selbstevaluation)
Gouvernanz
Die Website «Aufbruch statt Abbruch» ist das Produkt der interdisziplinären SIA-Fachgruppe für die Erhaltung von Bauwerken (FEB). Die Seite ist eine öffentlich zugängliche, faktenbasierte Plattform, die sich an Fachleute und interessierte Laien richtet. Monatlich wird ein Umbau mit Fotos, Plänen, Kennwerten sowie einem Interview vorgestellt und bietet die Grundlage für lösungsorientierte Diskurse.
Funktionalität
«Aufbruch statt Abbruch» zeigt, wie sich Bestandsbauten an vielfältige, sich wandelnde Bedingungen, Anforderungen und Nutzungsarten anpassen lassen. Die Beispiele reichen vom minimalen Eingriff mit grosser Wirkung bis hin zur Nutzungsänderung mit Rückbau auf den Rohbau und neuer, attraktiverer Erscheinung.
Umwelt
Aufbrechen statt abbrechen ist klima- und umweltfreundlich; der Verschleiss von grauer Energie wird reduziert. Die Website zeigt, wie qualitativ guter Baubestand ertüchtigt und der Lebenszyklus verlängert werden kann. Beispiele von Verdichtungen in Form von Aufstockungen oder Anbauten bilden Handlungsanleitungen gegen die Zersiedelung und für den Erhalt wertvoller Grün- und Freiflächen.
Wirtschaft
Die Auswahl der Projekte erfolgt nach architektonischen und konzeptionellen Kriterien. Ziel ist, ein möglichst breites Spektrum an Lösungsansätzen abbilden zu können. Die Website fragt nach Kennwerten wie Mengen, Baukosten, Energiekennzahlen, Schallschutzwerten sowie Erdbebensicherheit und erlaubt damit in Kombination mit dem Interview eine eigene Interpretation des wirtschaftlichen Mehrwertes.
Vielfalt
Die Website stellt nicht nur erhaltene Wohnbauten vor, sondern auch zu Wohnraum umgenutzte Gewerbebauten. Letztere befinden sich meist ausserhalb von Wohnquartieren und verfügen über räumliche Strukturen/Dimensionen, die flexibel und für gemischte Nutzungen oder alternative Wohnformen geradezu prädestiniert sind.
Kontext
Bestandsbauten sind Teil des Kontextes, welchen sie entweder präg(t)en oder in den sie sich schon zur Bauzeit eingefügt hatten. Sie sind eingebettet in die Kulturgeschichte des Ortes. Die Website zeigt alles: Kontinuität (Kohärenz), Anpassung aufgrund veränderter Umgebung und Neuprägung, weil das Quartier sich künftig ändern wird.
Genius Loci
Wohnbauten haben selten die Eigenschaft, Teil der kollektiven Erinnerung einer quartierübergreifenden Gemeinschaft zu sein. Es sei denn, die Architektur ist von hoher Präsenz oder das umgenutzte Gebäude zählte einst zum Wirtschaftsmotor einer ganzen Region. «Aufbruch statt Abbruch» zeigt solche Bauten: Wohnmaschinen mit über 500 Einheiten und einprägsame Farbrikbauten mit hohem Situationswert.
Schönheit
Bauen im Bestand birgt ein einzigartiges Potenzial für Schönheit: den Dialog über die Zeiten hinweg. Lesbar, aber gut aufeinander bezogen, führen Umbaumassnahmen zu einer visuell und gedanklich anregenden Erscheinung. Die Website präsentiert solche Phänomene, wo beispielweise eine konstruktive Charakteristik im Bestand mit einer neuen konstruktiven Schönheit in der Ergänzung gepaart wird.
Eigenschaften
Ort
Internet
Baukategorie (SIA 102)
Wohnen
Art der Aufgabe
Umbau
Art des Verfahrens
Direktauftrag
Baukosten in CHF (SIA 416)
Geschossfläche in m² (SIA 416)
Planung
2020 → 2022
Fertigstellung
2022 → 2022
Inbetriebnahme
2022
Projektbeteiligte
Projektleitung
Daniela Aeberli, Arbeitsgruppe, Vorstand FEB
Projektleitung
Alois Diethelm, Arbeitsgruppe, Vorstand FEB
Projektleitung
Konstanze Domhardt, Arbeitsgruppe, Vorstand FEB
Projektleitung
Rolf Schaffner, Arbeitsgruppe, Vorstand FEB
Andere
Samuel Smith, Redaktion, Mitglied FEB