Umbau Elisabethenstrasse
Umbau Elisabethenstrasse
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EINREICHUNG Nr. 537
Das siebengeschossige Mehrfamilienhaus in Zürich Wiedikon aus dem Jahr 1896 wurde mit dem Ziel bezahlbaren, städtischen Wohnraum zu erhalten, saniert und erweitert. Anspruchsvollen Voraussetzungen wie der denkmalgeschützten Bausubstanz, der geringen Anzahl Wohnungen und der Notwendigkeit, die Sanierungskosten niedrig zu halten, wurde mit sorgfältigen und minimalen Eingriffen begegnet.

Eine selbsttragende Erker- und Loggia-Konstruktion erweitert auf der Hofseite die Küche zur Wohnküche, so dass die restlichen vier Zimmer als Individualräume genutzt werden können und ein grösseres Spektrum an Wohnformen aufgenommen werden kann. Um die inneren Qualitäten des Gebäudes zu erhalten, wurden die Wohnräume weitestgehend unverändert belassen oder auf den bauzeitlichen Zustand zurückgebaut. Lediglich die Nasszellen und Küchen wurden umfassend saniert und fügen sich als «In-lay» passgenau in den Bestand ein. Die Strassenfassade wurde so weit wie möglich erhalten und wo notwendig ertüchtig.
Texte Davos Kriterien (Selbstevaluation)
Gouvernanz
Für das inventarisierte Gebäude fand eine enge und frühzeitige Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege und dem Amt für Städtebau statt. Ein interdisziplinäres Team, aus Spezialistinnen für den denkmal- und klimagerechten Umgang mit der Gebäudesubstanz wurde zusammengestellt. Dies umfasst u.a Farbanalysen durch Experten, die Restaurierung historischer Stahlgeländer durch spezialisierte Metallbauer und die Zusammenarbeit mit Grün Stadt Zürich und der Fachhochschule OST für die Fassadenbegrünung.
Funktionalität
Das Ziel bestand darin, die Eingriffstiefe und den Flächenbedarf pro Person durch eine hohe Belegungsdichte für verschiedene Nutzungsgruppen und -szenarien zu minimieren. Durch die Kombination von nutzungsneutralen Räumen und flexiblen Raumkonfigurationen entsteht langfristig nutzbarer und bezahlbarer Wohnraum. Gleichzeitig war es wichtig die Lagequalitäten der ruhigen Quartierstrasse mit sehr guter Belichtung und Besonnung sowie Fernblick auf Uetliberg und Limmattal bestmöglich zu nutzen.
Umwelt
Die Entscheidung für einen Umbau zeugt von einem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen. Dank des Anbaus und der nutzungsflexiblen Grundrissgestaltung beträgt die Wohnfläche pro Person nur 21 bis 28 m². Zur Verbesserung des Stadtklimas wurden vorhandene Freiflächen, die Brandmauer und Teile des Anbaus begrünt. Die Planung des Umbaus erfolgte gemäss den Vorgaben von eco-bau und Dämmmassnahmen, Fensterersatz sowie der Einsatz einer Wärmepumpe führte zu einer Energieeinsparung von rund 80%.
Wirtschaft
Die Stiftung Bauen und Wohnen setzt sich für bezahlbaren Wohnraum ein und verfolgt dabei keine spekulativen Interessen. Die Mietzinse wurden gemäss den Vorgaben der Kostenmiete kalkuliert. Ein Hauptaugenmerk lag auf der Erhaltung der vorhandenen Bausubstanz. Durch die geringe Eingriffstiefe und die Verwendung von robusten und schlichten Materialien im Aussenbereich sowie hochwertige und langlebigen Materialien in den Innenräumen wurde sichergestellt, dass der Umbau langfristig nutzbar ist.
Vielfalt
Das Projekt sichert kostengünstigem städtischem Wohnraum und bemüht sich aktiv, der Gentrifizierung entgegenzuwirken. Der Anbau verwandelt die Küche in eine Wohnküche, wodurch die verbleibenden vier Zimmer als individuell nutzbare Räume dienen können. Dies eröffnet eine breite Palette an möglichen Wohnformen, von Wohngemeinschaften bis hin zu Familien, und trägt zu sozialer Vielfalt in einem begehrten Wohnviertel bei.
Kontext
Die Bestandsanalyse erfolgte in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege. Zur Bewältigung spezifischer lokaler Gegebenheiten wurden kontextuelle Lösungen, wie die Fassadenbegrünung, die asymmetrische Fensterleibung, als Brise Soleil ohne Sichtbeeinträchtigung, und der neue Erker-Anbau als selbstbewusste Erweiterung entwickelt. Um den Charme der Wohnräume zu bewahren, wurden sie auf den bauzeitlichen Zustand zurückgebaut, während die neuen Elemente diese räumlich und atmosphärisch bereichern.
Genius Loci
Sorgfältige und minimalen Eingriffe bewahren die Identität des Ortes, welcher mit Hilfe einer zeitgenössischen baulichen Erweiterung funktionell und gestalterisch in die Zukunft getragen wird. Der Charakter der vorhandenen Brandwand als Orientierungspunkt wie auch als städtebauliche «Leerstelle» wurde erhalten und um gestalterische wirksame und identitätsstiftende Elemente ergänzt.
Schönheit
Innen werden die kräftigen Grün- und Rottöne der Bestandsfassaden in den neuen Elementen aufgegriffen, während die Patina an den historischen Oberflächen im Treppenhaus und den Parkettböden sicht- und spürbar bleibt. Das Zusammenspiel der identitätsstiftenden historischen Elemente mit den zeitgemässen (Wohn-)Küchen und Bädern, sowie die sorgfältige Detailausbildung haben für sehr positive Rückmeldungen von Seiten der Bauherrschaft, der Denkmalpflege wie auch der Bewohnerschaft gesorgt.
Eigenschaften
Ort
Zürich
Baukategorie (SIA 102)
Wohnen
Art der Aufgabe
Umbau
Art des Verfahrens
Direktauftrag
Baukosten in CHF (SIA 416)
2.6 Mio. (BKP2)
Geschossfläche in m² (SIA 416)
997
Planung
2018 → 2023
Fertigstellung
2021 → 2023
Inbetriebnahme
2023
Projektbeteiligte
Baumanagement
Elektroplanung
Bauphysik
Andere
Fotografie