EFH in Leichtbauweise aus Stahl und Lehm
EFH in Leichtbauweise aus Stahl und Lehm
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EINREICHUNG Nr. 576
In Volketswil ist ein Haus unter den Prämissen der Kreislaufwirtschaft und der Baubiologie entstanden. Das Tragwerk bildet eine Stahlkonstruktion aus wiederverwertbaren IPE- und HEA -Profilen. Kombiniert wird diese mit Baustoffen auf Lehmbasis. Diese ungewöhnliche Disposition hat ihren Ursprung in der alltäglichen, dennoch spezifischen Situation. Die Bauherrschaft wünscht sich gesunde Wohnverhältnissen. Der Bestandsbau wurde als Doppelhaus errichtet, birgt Abhängigkeiten in direkter Anbausituation. Der Zeitplan ist knapp. In diesem Spannungsfeld gab es die Möglichkeit, die eigen Praxis zu hinterfragen und unkonventionelle Lösungen zu erarbeiten. Auf dem bestehenden UG wurde ein verschraubtes Stahlskelett errichtet. Für die Decken sind formstabile Lehmsteine in die Unterflansche Träger eingelegt – Masse, die bauphysikalische Vorteile bringt. Die gleichen Steine kommen als Vormauerung in der Fassade zum Einsatz, womit das Gebäude eigenständig in Material und Form in Erscheinung tritt.
Texte Davos Kriterien (Selbstevaluation)
Gouvernanz
Das Projekt behandelt exemplarisch grundlegende Fragestellungen zum zeitgenössischen und zukunftsorientierten Bauen im Sinne einer Kreislaufwirtschaft.
Der Umgang mit der bestehenden Substanz, die Erhaltung und Weiterentwicklung der Qualität des Ortes im Zuge von veränderten Besitzverhältnissen und Nutzungsszenarien, spielen ebenso eine Rolle, wie die bewusste Auseinandersetzung mit einem nachhaltigen Bauprozess der Konventionen hinterfragt, hin zu einer zirkulären und gesunden Baukultur.
Funktionalität
Das Gebäude schafft, auf der Basis des Bestandes, neue räumliche und haptische Qualitäten für die Bewohner. Die gewählte Konstruktion aus Stahlträgern und Lehmsteinen wird zum Taktgeber des architektonischen Ausdrucks. Die verwendeten Materialien schaffen ein gutes Raumklima, erhöhen den sommerlichen Wärmeschutz und tragen dem Wunsch nach einem gesunden Wohnen Rechnung. Nach baubiologischen Grundsetzen wurde auf schädliche Materialien verzichtet.
Umwelt
Die Vermeidung von Beton & Aushub (Umbau UG), wie die Systemtrennung von Tragwerk, Ausbau und Fassade sind im Sinne einer langfristigen, flexiblen Benützung von Haus und Material. Die gewählte Konstruktion ist ein Versuch den Lehmbau als leichte (nichttragende) Bauweise zu entwerfen und an die Vorteile des Stahlbaus als wiederverwertbarer Systembau anzubinden. Die Treibhausgasemissionen bei Bau und Rückbau (Scope 3) liegen bei tiefen 7.7 Kg CO2-Eq /m2a, was nah am Zielwert Ecobau 2023 liegt.
Wirtschaft
Mit regionalen Akteuren konnte der Bau innerhalb eines Jahres komplett erstellt werden. Die schnelle Aufrichte des Stahlbaus (3 Tage) ,ein lokaler Zimmermann (mit lokalen Materialien) , sowie die Effizient verarbeitbaren, grossformatigen Lehmsteine (80X15x10) aus schweizer Produktion, waren dabei die Schlüsselfaktoren. Mit der Wärmepumpe und der grosszügigen PV Anlage auf dem Dach entsteht ein Plus-Energie Haus und kompensiert die graue Energie der Erstellung . (Netto-Null in 37 Jahren).
Vielfalt
Der Ort wird in seiner funktionalen Prägung als Wohngebäude im ländlichen Raum erhalten.
Auf übergeordneter Ebene, werden die typisch fliessend gestalteten Übergänge des Aussenraumes in den Nachbarschaften bewahrt und weiter gedacht.
Das Wohnhaus selber bietet eine grosse Raumvielfalt, auch angelegt in der unterschiedlichen Qualität der 3 Geschosse, die über langfristige Nutzungsdauer gesehen, unterschiedliche Aneignungen zulässt, wie ein raschen Umbau zum Mehrgenerationenhaus.
Kontext
Die markante Disposition des Doppelhauses, in Winkelstellung zur offenen Landschaft birgt ihre Besonderheiten. Ursprünglich mit einem gemeinsam genutzten Garten, wurden mit veränderten Familienverhältnissen die beiden Grundstücke getrennt.
Die spezielle Situation war prägend für Grundsatzentscheidungen in Organisation, Ausdruck und Haptik des Gebäudes im Sinne einer anlehnenden, aber eigenständigen Sprache. Der Innenraum setzt sich über die diversifizierten Ausblicke zur Umgebung in Beziehung.
Genius Loci
In der Setzung sind die Grundcharaktere des Hauses im Kontext angelegt - Präsenz Richtung Strassenraum, Pavillon zum Garten.
Massstab und Typologie des Ortes werden beibehalten - jedoch in Bezug zur direkten Lage räumlich geweitet. Ein Fenster, eher im Format eines Tores, tritt in Dialog zur freien Landschaft
und lässt dabei die Stahlkonstruktion durchscheinen. Der Wohnraum öffnet sich, wie in einer Scheune bis unters Dach und referiert auf die landwirtschaftlichen Bauten der Umgebung.
Schönheit
Mit der Umsetzung des EFH in Volketswil haben wir (Auftraggeber, Planer, Unternehmer) versucht den Ansprüchen der nachhaltigen, zirkulären Architektur einen spezifischen Ausdruck zu verleihen – mit dem sich für die Nutzer, nicht nur brauchbare, sondern auch schöne Räume eröffnen, und einen Ort in, und mit dem man sich wohlfühlen und identifizieren kann.
Eigenschaften
Ort
Volketswil
Baukategorie (SIA 102)
Wohnen
Art der Aufgabe
Umbau
Art des Verfahrens
Direktauftrag
Baukosten in CHF (SIA 416)
Geschossfläche in m² (SIA 416)
Planung
2021 → 2022
Fertigstellung
2022 → 2023
Inbetriebnahme
2023
Projektbeteiligte
Architektur
Bauingenieurwesen
HLKS-Planung
Bauphysik
Materialtechnik
Fotografie